Wohnsitz und Immobile in Paraguay?

Was ist anders im Land der Kolibris und Gauchos?

In Paraguay erwartet den Zuwanderer ein ziemlich dickes (ungewohntes) Paket an – als Deutscher mag man es kaum glauben: – an persönlichen Freiheiten!

Ungewohnt, oder? Derartige Freiheiten beginnen z.B. bei den Null-Bauvorschriften oder beim nicht existierenden TÜV. Jeder kann bauen wie es ihm gefällt. Dachneigungen, die Farbe der Regenrinnen (oder ob überhaupt Regenrinnen), Wellblechdach, teure Schindeln, viereckige Fenster oder Rundbögen – es ist Ihr Grundstück und darauf dürfen Sie bauen, was, wo und wie es Ihnen gefällt. Auch eine Burg, oder ein Haus, das wie die versunkene Titanic aussieht. Es ist Ihr Land, Ihr Eigentum – basta! Selbst eine 'normale' Verhaftung durch die Polizei ist auf Ihrem Grund und Boden nicht möglich. Dazu bedarf es einer Sondergenehmigung vom obersten Gericht des Landes. Und die wird in der Regel nur bei Schwerverbrechen ausgestellt.

Übrigens kommt man ab einem bestimmten Alter nicht mehr hinter Gitter. Ab Siebzig Jahren gibt's Hausarrest, weil keiner die Lust verspürt, darüber zu wachen, dass älteren Leuten im Knast nicht die Tabletten, Stützstrümpfe oder Kräutertees geklaut werden. Und für die Jüngeren, die es in den Knast geschafft haben, für die gibt es die Stress- und Agressionsabbauenden monatlichen 'Samenstunden'. In einem halbwegs gemütlichen Einzelzimmer versteht sich. Mit der Gattin, Freundin oder mit einem Freudenmädchen. Was sein muss, muss eben sein – viva Paraguay!







Carneval Paraguay

Mit dem TÜV verhält sich das in etwa wie mit dem eigenen Haus. Man kann praktisch herumfahren, mit allem, was einem schön und richtig erscheint. Dazu zählen auch Scheibenwischer, die vom Beifahrer mit einem Gummiband hin- und her gezogen werden oder knatternde Auspuff- und Musikanlagen (im offenen Kofferraum) bei denen einem die Bässe glatt die Ohren vom Kopf fegen. Alles ist möglich, fast alles erlaubt. Viva la Liberdad – viva Paraguay!

Auch ist den Einheimischen die freie Berufsausübung wichtig, denn jeder muss gucken wie er im Leben zurecht kommt. Also kann man ohne jegliche Ausbildung oder fachliche Kompetenz jeden beliebigen handwerklichen Beruf ergreifen. Wichtig ist, dass man Freude am Job hat und damit auch etwas Geld verdient. Heute Friseur, morgen Automechaniker, übermorgen Busfahrer. Nix Berufschule, nix Ausbildung. Dem schönen Wort "Fachkräftemangel" kommt hier also eine völlig andere Bedeutung zu...

In Paraguay ist das alles möglich. Oft zum Leidwesen der eingewanderten Frischlinge, wenn die merken, dass der Dachdecker-Spezialist eigentlich nur der Schwager des neuen Gärtners ist, der nun endlich wieder bei Ihnen etwas Geld verdient. Oder wenn man am Ende sieht, dass die Autowerkstatt überhaupt keine Geräte hat, um die Elektronik des Wagens wieder herzurichten. Tja, wo Licht ist, da gibt's halt immer ein bisschen Schatten – auch das ist Paraguay! Aber mit diesem Schatten lässt sich's recht gut leben, im immergrünen Herzen Südamerikas.

Dennoch: in diesem Garten der Welt herrschen weder Anarchie, noch Chaos oder Selbstjustiz, sondern man setzt auf mehr persönliche Verantwortung des Einzelnen. Kaum jemand haut über die Stränge, denn in der paraguayischen Mentalität steht das Menschliche im Vordergrund; die Familie, die Freunde – und das umgängliche Miteinander. Neid und Konkurrenzdenken hat der liebe Gott beim Verteilen in Paraguay – dem Himmel sei Dank! – glatt vergessen.

Die Paraguayer

Die Menschen, deren Nachkommen das paraguayische Volk bilden, sind das erstaunlich homogene Ergebnis einer Verschmelzung der spanischen Eroberer mit den Guaraní-Indianern, welche zur Zeit der Entdeckung Amerikas weite Teile des mittleren Südamerika bevölkerten. Das Volk der Guaraní stellt rassisch und ethnisch keine geschlossene Bevölkerungsschicht dar, sondern es besteht und bestand aus vielen Gruppen und Stämmen, die nur durch die gemeinsame Sprache, das Guaraní, verbunden waren/sind.

Die meisten Stämme waren extensiven Ackerbau betreibende Halbnomaden. Im Gran Chaco leben auch heute noch verstreut einige wenige Indianerstämme, die als Jäger und Sammler umherschweifen. Nichts beunruhigt den Paraguayer wirklich. Die Geschichte hat die Menschen gelehrt, dass sich letztlich doch alles irgendwie zum Guten wendet, warum also soll man sich über ein von Gott gegebenes Schicksal aufregen ...?




Paraguay Indios

Was zählt, das ist man selbst, die Familie, die Menschlichkeit, der Stolz (den ein anderer beser nicht verletzen sollte), das überschaubare eigene Umfeld, die kommende Ernte und vielleicht noch das Wetter von morgen.

Mit dieser lebensbejahenden Einstellung durchlebte das Volk alle Höhen und Tiefen der unterschiedlichsten Regierungsformen. Und bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Leben und Leben lassen, heißt die Devise. Man neidet dem anderen nichts, Probleme werden mit Gelassenheit diskutiert und man wartet – wenn es einmal ganz dick kommen sollte – einfach bessere Zeiten ab. Um es auf einen Nenner zu bringen: Man lebt um zu leben, nicht, um sich für andere abzurackern oder um sich über sie zu ärgern...

In mehr als 200 Jahren hat diese Philosophie ein Volk von Selbständigen geschaffen, das sich bis in die anspruchsloseste Hütte immer irgendwie selbst ernähren konnte bzw. kann. Da die sozialen Leistungen in Paraguay noch bis vor einigen Jahren gleich Null waren, bildete dieses Überlebensprinzip von jeher auch das Fundament politischer und wirtschaftlicher Überlegungen. Bis auf sehr wenige Ausnahmen ist daher jede Art von freiem Handel und Betätigung in Paraguay erlaubt. Selbständigkeit wird nicht – wie beispielsweise in Deutschland – drastisch reglementiert und strengstens überwacht, sondern gefördert oder toleriert.

Wer Friseur werden möchte, wird es; wer eine Autowerkstatt eröffnen will, wer sich zum Bäcker berufen fühlt oder am Straßenrand selbstgebrutzelte Würstchen verkaufen will, der tut das einfach. Ist man gut, dann bleiben einem die Kunden treu. Werden aus den ersten Dauerwellen beim Friseur vermurkste, stumpfmatte Haarkringel, kommt die Kundin nicht mehr wieder oder sie verklagt den Übeltäter – so einfach ist das! Und dieser einmaligen Betriebsamkeit, die überall geduldet wird weil sie die Staatskassen erheblich entlastet, begegnet man in Paraguay auf Schritt und Tritt.



 

Liebenswerte und hilfsbereite Einheimische

Fast immer wird man in Paraguay auf ausgesprochen hilfsbereite, aufgeschlossene und fremdenfreundliche Einheimische stoßen. Selbst die Bauchladenverkäufer, die dem Touristen gerne ihre falschen Rolex- oder Cartieruhren verkaufen wollen, sind in der Regel nicht aufdringlich. Ein freundliches Kopfschütteln oder ein »no gracias« genügen und sie schauen sich schon wieder nach dem nächsten Kunden um.

Ein ausgedehnter Bummel über den riesigen »Mercado cuatro«, einem Markt, der in nichts den großen asiatischen und arabischen Märkten nachsteht, oder der Besuch des Botanischen Gartens in Asunción, wo im Sommer Losverkäufer, Zocker, Folkloregruppen und Besucher einträchtig vor einer atemberaubenden Kulisse tropischer Pflanzen zusammenstehen, zeigt das wirkliche Paraguay. Jenes Land nämlich, wo ein fröhliches, lebensbejahendes Volk in pulsierenden Städten und wunderschönen weiten Landschaften mit Fleiß, Ideenreichtum und einer beeindruckenden Flexibilität zu improvisieren versteht, um aus jeder Situation das Beste zu machen.

Paraguay, das ist nicht die Politik, das sind nicht die Präsidenten und es ist nicht die jeweilige wirtschaftliche Lage des Staates, wie man das unserer deutschsprachigen Heimat kennt. Paraguay, das sind einzig und allein die Menschen, die in diesem exotischen Land leben, um dort jeden einzelnen Tag ihres Daseins zu genießen – eine Fähigkeit, die den gestressten Europäern irgendwann in den vergangenen Jahrzehnten leider verloren ging...

Mehr Informationen über das Einwandern und das Leben in Paraguay finden Sie hier...






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