Ein bisschen über Geschichte,
Politik und Gegenwart:
Das neue demokratische
Paraguay
Mit Alfredo Stroessner, dem Sohn eines deutschen Einwanderers
aus Hof (Bayern), putschte sich 1954 der letzte Diktator Paraguays an die Macht.
Mit einer Mixtur aus Francia-Politik (Fleiß und Sparsamkeit) und Mscl. López-Vorlieben
(Vetternwirtschaft und korrupte Beamte) hob er damals die oppositionellen Kräfte
aus den Angeln und Paraguay aus seiner wirtschaftlichen Vergessenheit. Ihm zu
verdanken hat das Land aber auch eine der stabilsten Währungen in Lateinamerika,
die Teilhaberschaften an den Megaprojekten der beiden riesigen Wasserkraftwerke
Itaipú und am Rio Paraná sowie einen zwar bescheidenen, aber kontinuierlichen
wirtschaftlichen Aufschwung.
Der deutschstämmige Ex-Präsident
Alfredo Strössner war der letzte Diktator Paraguays.
Im Februar 1989 wurde der damals 76jährige Strössner von seinem
Vertrauten, dem höchsten General der Streitkräfte, Andres Rodriguez,
gestürzt und ins brasilianische Asyl abgeschoben. Unter Rodriguez kam es zu
den ersten freien Wahlen in Paraguay, aus welchen Juan Carlos Wasmosy
als erster vom Volk gewählter Präsident hervorging.
Verfassung
und Staatsgewalt:
Paraguay ist nun eine präsidiale Republik
mit einem Parlament, das sich aus dem Senat und dem Abgeordnetenhaus zusammensetzt.
Seine am 26.8.1967 in Kraft getretene Verfassung basierte auf den Grundrechten
einer bereits seit 1870 gültigen Verfassung und wurde im Jahr 1992 dem demokratischen
Wandel angepasst.
Die gültige Verfassung vom Juni 1992 sieht eine Aufgabenteilung des Staates
in Legislative, Exekutive und Judikative fest. Die Legislative wird vom
Kongress, bestehend aus einer Senatoren- und Abgeordnetenkammer ausgeübt.
Die Abgeordneten werden direkt vom Volk gewählt und haben eine Amtszeit
von fünf Jahren. Der Kongress überwacht die Einhaltung der Konstitution
und der Gesetze und erlässt neue Vorschriften, Gesetze und Wahlgesetze.
Als wirtschaftliche und außenpolitische Stütze Paraguays sind vornehmlich
die USA zu benennen. Im Gegenzug bietet Paraguay dafür ein stets pro-amerikanisches,
verlässliches Stimmen-Zünglein an der Waage internationaler US-Entscheidungen,
was dem großen Bruder USA oftmals recht nützlich war. An den ersten Freundschaftsverträgen,
die bereits unter Carlos Antonio López (1859) zwischen den Vereinigten Staaten
und Paraguay geschlossen wurden, hat seitdem kein Präsident der beiden Länder
gerüttelt. Überhaupt ist die Außenpolitik Paraguays eng mit seiner wirtschaftlichen
Situation verknüpft.
So haben sich die Regierungen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte damit abfinden
müssen, dass potente Kreditgeber fast immer bestimmte Auflagen erfüllt sehen
wollen und so auch Bedingungen stellen. Hervorragende Beziehungen unterhält Paraguay – bestärkt durch Hoffnungen auf wirtschaftliche Förderung
PARAGUAY auf dem Weg zur
Unabhängigkeit
14. Mai 1811
Paraguay erklärt seine Unabhängigkeit von Spanien und Argentinien.
25. August 1813
Spanien erkennt die Unabhängigkeit Paraguays an, und ein aus allgemeinen
Wahlen hervorgegangener Kongreß ruft am 12. Oktober die Republik aus (República
del Paraguay). An die Regierungsspitze kommen José Gaspar Rodríguez de Francia
und Fulgenico Yegros.
1814
Der Kongress wandelt die Regierungsform in eine Präsidialrepublik um und
Gaspar Rodríguez de Francia übernimmt die alleinige Macht in Paraguay und
wird dessen erster Diktator. Obwohl er das Land bis zu seinem Tode im Jahre
1840 mit eiserner Faust regiert und die Grenzen zu den Nachbarländern schließt
(zur Bildung einer "Einheitsrasse" erläßt er ein Gesetz, das den weißen
Siedlern eine Heirat mit einer/einem Guaraní vorschreibt), erreicht Paraguay
in den nächsten drei Jahrzehnten einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung
(überwiegend Agrarwirtschaft).
13. März 1844
Carlos Antionio López, ein Neffe von Ex-Diktator Francia, übernimmt die
Macht in Paraguay. Er baut eine schlagkräftige Armee auf und öffnet die
Grenzen zu den Nachbarländern. Dies führt zu einem weiteren Wirtschaftswachstum
des Landes.
10. September 1862
Francisco Solano López übernimmt nach dem Tode seines Vaters die Macht in
Paraguay. 1864 versucht er das Staatsterritorium Paraguays zu vergrößern.
Er beginnt einen blutigen Krieg gegen Brasilien, Argentinien und Uruguay,
der als sogenannter 'Triple-Allianz-Krieg' in die Geschichte eingehen wird.
1. März 1870
Der Diktator von Parguay, Francisco Solanes Lópes, fällt am Río Aquidalán
während einer Schlacht gegen den brasilianischen General Camara, womit der
seit 1864 dauernde Krieg beendet ist. Nach sechs Jahren Krieg gegen Brasilien,
Argentinien und Uruguay hat Paraguay große Gebietsteile und ca. 80 Prozent
seiner männlichen Bevölkerung verloren (von insgesamt rund 1,4 Millionen
Menschen überleben nur etwa 230.000). Das Land ist verwüstet
und die einst blühende Wirtschaft vollständig ruiniert. Obwohl nach dem
Tode von Francisco Solano López eine liberale Verfassung verabschiedet wird,
wechseln sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Diktaturen ab, ein Staatsstreich
folgt dem anderen, und bürgerkriegsähnliche Unruhen zwischen den konservativen
"Colorados" (Rote) und den liberalen "Azules" (Blaue) machen einen Aufbauversuch
des Landes nahezu unmöglich.
15. August 1924
Eligio Ayala wird Staats- und Regierungschef Paraguays (bis 1928). Auch
er ist um die innenpolitische Stabilisierung und den Aufbau der Wirtschaft
bemüht.
Ab 1929
Wieder Krieg. Dieses Mal geht es um Ölvorkommen, die angeblich im Chaco
entdecktz worden sind. Im "Chaco-Krieg" (bis 1935) gegen Bolivien gewinnt
Paraguay zwar einen großen Teil des Gran Chaco-Gebietes, in dem reiche Erdölvorkommen
vermutet werden (stellt sich später als Irrtum heraus), hat jedoch erneut
zahlreiche Tote zu beklagen.
1947
Unter Präsident Higinio Moríngo bricht in Paraguay der bisher letzte große
Bürgerkrieg aus. Die Rebellen (Kommunisten und Liberale) werden jedoch von
den Regierungstruppen geschlagen und fliehen nach Brasilien und Argentinien.
8. Mai 1954
General Alfredo Stroessner, Sohn eines Bayern und einer Indianerin, kommt
durch Putsch an die Macht in Paraguay. Er stürzt Präsident Federico Chaves
und regiert das Land bis 1989 trotz einer demokratischen Verfassung mit
diktatorischer Härte. 1959 Aufgrund eines Abkommens mit Japan siedeln sich
etwa 8.000 Japaner in Paraguay an. Sie erhalten von der Regierung Land und
beginnen mit dem Anbau von Obst und Gemüse.
Ab 1968
Die Regierung holt rund 10.000 weitere Mennoniten (etwa 5.000 leben seit
etwa 1928 in Paraguay), vor allem Wolgadeutsche, zur Besiedelung und Kultivierung
des kargen Chaco-Gebietes nach Paraguay.
5. November 1984
Das Mammutwasserkraftwerk Itaipú am Fluß Paraná, ein gemeinsames Projekt
zwischen Brasilien und Paraguay (Baubeginn 1976) wird in Betrieb genommen.
1988
Die deutschsprachige Urbanisation 'Pueblo del Sol' beendet am Ypacarai-See
die erste Bauphase mit ca. 17 Häusern. Papst Johannes Paul II. besucht
im Früjahr des gleichen Jahres Paraguay.
3. Februar 1989
Diktator Alfredo Stroessner wird nach 35 Jahren durch einen Militärputsch
gestürzt und des Landes verwiesen. Der Anführer der Putschisten, General
Andrés Rodríguez, wird neuer Präsident Paraguays. Er hebt die Medienzensur
auf und läßt die Oppositionsparteien wieder zu.
1. Juni 1992
Eine neue demokratische Verfassung wird proklamiert (u.a. unterbindet sie
die unmittelbare Wiederwahl des Präsidenten).
9. Mai 1993
Bei den ersten demokratischen Wahlen seit der Gründung des Staates geht
die Colorado-Partei als Sieger hervor und Juan Carlos Wasmosy Monti wird
der erste vom Volk gewählte demokratische Staats- und Regierungschef
Paraguays.