Im Ausland ist vieles anders...


Im Ausland sollte man beim Autofahren die 'kleinen Unterschiede' zur gewohnten heimatlichen Fahrpraxis beachten.
Zwar gelten auch in Paraguay die international bekannten und standardisierten Regeln –
doch hier bestimmt ein anderes, zuweilen recht eigenwilliges Fahrverhalten den Straßenverkehr.



In Paraguay ist es beispielsweise  nicht verboten,  zu hupen. Eher ist das Gegenteil der Fall. Die Hupe ersetzt gewissermaßen das Bremspedal und den Blinker im Land der Sonne. Mit Hupen verschaffen sich die Einmheimischen Gehör und Aufmerksamkeit.

Das Abbiegen künden die Paraguayer eigentlich nie durch Blinken an. Wer also von einer stillen Straße in eine belebte Hauptstraße einbiegen möchte, der wird viel Geduld aufbringen müssen, da die in seine Straße abbiegenden Autos das nicht kundtun. Folglich denkt man, die Autos würden auf der Hauptstraße verbleiben (was sie nicht tun) und man wartet... und wartet... und wartet, weil einem das niemand durch Blinken anzeigt. – Am besten man übt sich in Geduld bis die Straße frei wird und fädelt sich dann erst in die neue Fahrtrichtung ein.




Schon das Abbiegen ist für die Einheimischen – die ihren Führerschein ohne Prüfung einfach bei der Gemeinde kaufen – ein Bravourstück! Die meisten haben keinen Schimmer davon, wo rechts oder links ist. Deswegen sollte man in Paraguay die übliche  'Rechts vor Links Regel'  nur mit höchster Vorsicht betrachten. Auf Kreuzungen, wo also keiner der Abbieger weiß, wer nun eigentlich warten muss oder wer fahren darf, einigt man sich mit Blickkontakt, Handzeichen und vorsichtigem Anfahren. Letzteres signalisiert den anderen Verkehrsteilnehmern, dass man mehr weiß als sie und man daher gewillt ist, jetzt die Führung auf der Kreuzung zu übernehmen. Das verschafft Respekt und niemand wird sich vordrängeln.

In Paraguay gibt es keinen TÜV. Vielen Fahrzeugen sieht man das auch an. Zum oft beeindruckenden Alter von Taxis, Bussen oder Privatwagen gesellen sich noch  abgefahrene Reifen,  schlappe Bremsen und Abgasprobleme hinzu. Besonders wegen der profillosen Reifen sollte man das Fahren bei  nassen Straßen  oder Regenfällen möglichst vermeiden. Auf jeden Fall muss man ständig den Straßenverkehr im Auge behalten, was auch schon mal für eine Ampelkreuzung gelten kann. Rot wurde früher bestenfalls als Empfehlung angesehen, vorsichtig über eine Kreuzung zu fahren. Bei vielen Autofahrern, besonders nachts, hat sich an dieser Einstellung nichts geändert. Die Rundumsicht und das Mitdenken während der Fahrt ist für Europäer daher unerlässlich. Sich auf Verkehrsschilder, Ampeln oder Vorfahrtsregeln zu verlassen, um sich vom Verkehr treiben zu lassen, hat schon so manches Leben im Land der Sonne gekostet.

Da sich die Einheimischen ins Auto setzen und losfahren dürfen, ohne je eine Fahrstunde, Schule oder Prüfung gehabt zu haben, kennen sie selbst einfache Grundregeln nicht. Man hat sie nicht gelehrt, zuerst in den Außenspiegel zu sehen, bevor sie ein anderes Fahrzeug überholen bzw. die Spur wechseln oder abbremsen. Sie wissen nicht, was durchgehende Linien auf der Straße bedeuten oder gar eine durchgehende Linie neben einer gestrichelten. Und niemand sagte ihnen, dass sie auf ihrer Spur nur dann  Hindernisse umfahren  dürfen, wenn die entgegenkommende Spur frei ist. Beim Überholen von langsamen Fahrzeugen achten sie zwar darauf; aber beim Umrunden von Steinhaufen oder einem geparkten Auto ist das meist nicht der Fall. Rechnen Sie also immer damit, dass  entgegenkommende Fahrzeuge  stehende Hindernisse bedenkenlos umfahren. Ich habe schon einige Male nach derartigen Unfällen vernommen, wie der 'Schuldige' argumentierte, dass er ja ausweichen musste, weil da z.B. gerade ein Lieferwagen ausgeladen wurde. Ihm war gar nicht in den Sinn gekommen, zu warten bis die Gegenspur frei war...

Auf dem Land erwartet Sie meist eine sakrale Ruhe. Aber Vorsicht, auch hier lauert die ein oder andere Gefahr. Zum Beispiel  Kühe oder Pferde auf der Straße.  Kühe sind berechenbar, denn sie laufen immer in die Richtung in welche sie schauen – also immer der Nase nach. Man kann sie also leicht in mäßigem Tempo von hinten umgehen. Bei Pferden ist das anders. Sie können schreckhaft reagieren. Anhalten oder seeeeehr behutsam umfahren ist bei ihnen angesagt. Vorsicht am Abend oder bei Nachfahrten. Eine ruhende Kuh auf einer dunklen Straße kann verheerende Folgen haben. Nachts oder in der Dämmerung also bitte das Tempo drosseln, aufmerksam bleiben, oder (am sichersten) vor dem Dunkelwerden das Fahrzeug zu Hause abstellen.





Und noch ein paar Tipps:

Bußgeld und anderes:
Bei Verkehrsübertretungen kann man oft, aber nicht immer, ein Bußgeld "aushandeln". Die realen 'Knöllchen'-Preise sind – gemessen am niedrigen Einkommens-Niveau der Einheimischen – oft gesalzen. Selbst beim Aushandeln kann schon mal eine halbe Million oder mehr verlangt werden. Die Einheimischen können in der Regel den Preis auf 30 bis 50 Tausend Guaranies runter handeln. Zugewanderte, die sich etwas auskennen, schaffen es, vielleicht auf 100.000 Gs zu kommen – Frischlinge und Touristen müssen wie oben erwähnt meist tiefer in die Tasche greifen.

Das kann Ihnen dabei helfen:
Um nicht als reicher Geldprotz angesehen zu werden, empfiehlt es sich eine zweite 'überschaubare' Geldtasche mit kleineren Scheinen und wenig Geld mitzuführen, die man dann beim "Aushandeln" des Bußgeldes vorzeigt.

Auch der Trick, eine gruselige Krankheit vorzutäuschen, hat mir schon einige Male weiterhelfen können: Dazu muss man wissen, dass z.B. 'Aids' in Paraguay Sida heißt. Ich habe für alle Fälle immer bis zu 100.000 Gs in kleineren Scheinen in meiner linken Hemden-Brusttasche. Wenn es heiß ist, wird das Geld dort recht schnell klamm und durchgeschwitzt, was an sich schon einen Polizisten abschrecken kann, es an sich zu nehmen. Dann aber, wenn man diese feuchten Lappen herauszieht, lautstark über sie hinweg niest und den Beamten beschwichtigt, er müsse sich keine Gedanken machen, das sei nur die lästige Sida, die das Niesen hervorrufen würde, prallten bisher alle korrupten Versuchsobjekte entsetzt vom Wagen zurück und bedeuteten mir händefuchtelnd, dass ich mich aus dem Staub machen solle. Niemals hätten sie dieses Geld berührt...

 Als Pfarrer unterwegs...

Ein steifer weißer Priesterkragen mit einem grauen oder schwarzen Stoff, der die Brust verdeckt (hinten Klettverschluss) funktioniert bei einer Kontrolle nur im eigenen Fahrzeug (der Trick ist nicht Mietauto-tauglich). Nach dem Runterkurbeln des Fensters dreht man sich zum Polizisten hin und segnet ihn freundlich lächelnd (mit der rechten Hand in seine Richtung ein kleines Kreuz in die Luft zeichnend). "Bin ich etwas zu schnell gefahren, mein Sohn...?" oder ähnliches wirkt fast immer. Einem Pfarrer knöpft man im Land der wundertätigen Madonna kein Geld ab. Es bleibt in der Regel bei einem mahnenden Finger und der Bemerkung, man solle das nächste mal nicht bei Rot über die Ampel fahren usw. Pflicht: man sollte ziemlich echt wirken – mit Heavy-Metal-Frisur und drei kichernden Nutten im Auto wird man als padre vermutlich unglaubhaft...

Überlandfahrten und anderes:
Bitte beachten Sie, dass in Paraguay auf den meisten asphaltierten Straßen auch tagsüber das Abblendlicht eingeschaltet sein muss! Ferner besteht Anschnallpflicht, der Fahrer darf keine offenen 'Jesus-Latschen' an den Füßen tragen und das Telefonieren mit Handys oder das Nuckeln am Mate-Teebecher ist verboten. Wer nach Argentinien fährt, z.B. um sich die wirklich phantastischen Wasserfälle von Iguazú von dieser Seite aus anzuschauen, der ist verpflichtet so viele Leichentücher bzw. Leichensäcke mitzuführen, wie Personen im Auto sitzen. Das ist ziemlich demoralisierend, aber in Argentinien gesetzlich vorgeschrieben (um Tote nach Verkehrsunfällen abzudecken).

Bei Kontrollen in Paraguay muss man unter Umständen einen funktionierenden Feuerlöscher und zwei Warndreiecke vorweisen können. Fehlt das ein oder andere, gehen die Verhandlungen über die Höhe des 'Knöllchens' los. Pannenhilfe bei plattgefahrenem Reifen bieten die sogenannten 'Gomerias' an. Die gibt es in Massen an den Straßenrändern und sind meist durch einen teilweise weiß bepinselten LKW-Reifen mit der Aufschrift GOMERIA zu erkennen. Wer nur etwas Luft in die Reifen blasen lassen möchte bekommt das fast immer gratis, man gibt aber dann etwas Trinkgeld. In Luque gibt es eine Gomeria, die mit einem riesigen Schild darauf verweist, dass sie "25 (!) Stunden rund um die Uhr" geöffnet hat. Zeit spielt hier keine Rolle – Paraguay macht's möglich...

Das Tanken übernimmt in Paraguay immer ein Tankwart. Man selbst bleibt im Auto sitzen und sagt lediglich, welchen Sprit und wieviel man tanken möchte: Volltanken (span:= lleno, sprich: ijeno) - oder die gewünschte Menge, z.B. 30 Liter (span:= treinta litros, sprich: träjnta litros) bzw. man tankt für einen bestimmten Guaranie-Betrag, z.B. 'für vierhunderttausend Guaranies' (span:= por cuatrocientos mil guaraníes). Noch einfacher: "Super – cuatrocientos mil" .

Auch wenn in Paraguay, wie in den meisten Ländern der Welt, Rechtsverkehr herrscht, ist es ziemlich verbreitet, auf zweispurigen Fahrbahnen dauerhaft links zu fahren. Besonders Fahrer in alten, langsamen Gefährten scheinen eine Vorliebe dafür zu haben. Hier kann dann auch rechts überholt werden. Sollte es dabei jedoch zu einem Unfall kommen, ist das dann vermutlich Ihre Schuld. Im Prinzip ist also fast alles erlaubt, aber wenn's rappelt und knallt, dann wird nach einem Schuldigen gesucht. Logisch.

Das Mindestalter um im Land der Kolibris ein Auto mieten zu können beträgt 21 Jahre. Dazu muss ein internationaler Führerschein vorgelegt bzw. mitgeführt werden. Auch sollte man in Paraguay niemals ohne seinen Reisepass losfahren.



Mehr Informationen über das Einwandern und das Leben in Paraguay finden Sie hier...



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